18.11.2018
Freie Wähler setzen auf starke Frauen

Veranstaltung am 18.11.18 in Neuburg an der Donau

Die Freien Wähler im Kreis Neuburg-Schrobenhausen wollen sich ein weiblicheres Gesicht verpassen. Aus diesem Grund gibt es nun eine Frauengruppe auf Kreisebene. Erste FW-Frauenbeauftragte und damit Mitglied im Kreisvorstand ist seit Donnerstagabend Sissy Schafferhans. Die Neuburgerin wurde bei einer Versammlung in Laisacker gewählt.

Ganz ohne Männer geht es doch nicht: FW-Kreischef Peter von der Grün muss das Erinnerungsfoto seiner weiblichen Parteikolleginnen machen. Mit dabei waren die Landtagsabgeordnete Eva Gottstein (v.l.), die Europaabgeordnete Ulrike Müller, Kerstin Haimerl-Kunze aus Mainburg, Anja Koch aus Wolnzach, die neue FW-Frauenbeauftragte Sissy Schafferhans, Kreisrätin Maria Lang, Angela Mayr aus Ingolstadt und die Neuburgerin Heidrun Weickum.

Männer hatten es an diesem Abend bei den Freien Wählern nicht unbedingt leicht. Kein Wunder: Ging es doch diesmal explizit um Frauen und um deren Ziele in der Politik. Dass das vermeintlich stärkere Geschlecht dabei immer wieder den einen oder anderen Seitenhieb, wenn nicht gar sogar manche Breitseite abbekam, war daher kaum überraschend. Dennoch mischten sich unter die Damenriege so manche männliche Politiker, die sich allerdings einiges anhören durften - und sich zum Teil sogar selbst in die Kritik nahmen.

Läuft alles nach Plan, geben Frauen bei den Freien Wählern in Zukunft häufiger den Ton an. Dafür soll nun vor allem Sissy Schafferhans sorgen. Die stellvertretende FW-Vorsitzende aus Neuburg ist bei der Versammlung zur ersten Frauenbeauftragten des Kreisverbands gewählt worden. Zu ihren Aufgaben zählt nun vor allem der Aufbau einer eigene Frauengruppe in Neuburg-Schrobenhausen - ganz nach dem Vorbild der im Juli gegründeten Initiative "FW - Die Frauen". "Das wird zwar etwas dauern", betonte Schafferhans, zeigte sich aber für alle Themen offen.

Unterstützung bekam sie bei der Versammlung nicht nur von der Eichstätter Landtagsabgeordneten Eva Gottstein (siehe eigenen Bericht), sondern auch von Ulrike Müller, der einzigen Europaabgeordneten der Freien Wähler. Die zweifache Mutter und zweifache Großmutter aus dem Allgäu, die seit 2014 in Straßburg und Brüssel aktiv ist, klagte in ihrer Rede über die Probleme, denen Frauen nach wie vor in der Politik ausgesetzt sind. "Man könnte meinen, dass Frauen durch Angela Merkel mittlerweile ernst genommen werden", sagte sie. Doch trotz vieler weiterer prominenter Vertreterinnen auf Landes- und Bundesebene müssten sie nach wie vor Familie und Politik unter einen Hut bringen. "Dadurch sind wir nach wie vor unterrepräsentiert", so Müller, die dabei die eigene Partei in die Pflicht nahm. Zehn Prozent weibliche FW-Mitglieder seien einfach viel zu wenig. Gleichzeitig ärgerte sie sich, dass bei Politikerinnen nach wie vor zu selten die Inhalte entscheidend seien. "Was glauben Sie, wie oft ich schauen muss, ob ich nicht auf drei Fotos hintereinander die gleiche Jacke anhabe?", fragte sie und erntete trotz dieses Armutszeugnisses an die Gesellschaft einige Lacher.

Ein Patentrezept, wie sich mehr Frauen für Politik begeistern lassen, hatte aber auch Müller nicht dabei. "Quoten werden uns eventuell nichts bringen, doch ohne kommen wir auch nicht weiter", fand sie, erntete dafür aber beinahe umgehend Widerspruch von Kreisrätin Maria Lang. "Wir brauchen qualifizierte Frauen und keine Quotenfrauen", stellte die Ehekirchenerin klar. Dennoch sah auch sie das Problem, geeignete Kandidatinnen zu finden. "Im Moment überlegen wir schon, ob das jemand für uns wäre, wenn eine Frau bei der Elternbeiratswahl ihre Hand hebt", so Lang. Genau auf diese Weise könne der Einstieg in die Politik heute tatsächlich gelingen, fand Müller, die empfahl, mögliche Kandidatinnen zur Not auch nur stundenweise einzubinden. Rückendeckung bekamen die Frauen aus der Kreisspitze. Peter von der Grün und Florian Herold, Vorsitzende des Kreisverbands und der Kreisvereinigung der Freien Wähler, nannten ein stärkeres weibliches Engagement als wichtiges Ziel. "Es ist ein Armutszeugnis für uns Ortsvorsitzende, dass wir selbst für heute Abend kaum Frauen mobilisiert haben", so der Neuburger Herold. Denn von gut 200 weiblichen FW-Mitgliedern seien gerade mal sechs nach Laisacker gekommen.